Der Handweber Hubert Gotzes erwarb den Betrieb in der Luisenstrasse Krefeld im Jahr 1908. Das Haus hatte der Seidenwarenfabrikant Gottfried Diepers bereits 1868 bauen lassen. Den besonderen Anforderungen des Handwebens wurde mit den großen Fenstern in Richtung Süden Rechnung getragen. So wurden zu jeder Tageszeit die Webstühle ausreichend über die gesamte Breite beleuchtet. Es scheint, dass Gottfried Diepers mit diesem Websaal einer neuen Art der Arbeitsorganisation den Weg ebnete. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten die meisten Weber noch zu Hause an ihren Webstühlen. Die neu entstehenden Fabriken ermöglichten die Fertigung von kostbaren Geweben auf den neuartigen Jacquard-Handwebstühlen. Auf diesen wurden bis fast Ende des 20.Jahrhunderts die mit teilweise Gold- und Silberfäden durchwirkten Stoffe für kostbare Paramente gewebt.
In seiner Paramentenweberei fertigte Hubert Gotzes mit seinen vier Söhnen liturgische Gewänder, Baldachine und Altardecken auch für die benachbarte Stephanskirche. Im Websaal in der ersten Etage befinden sich noch die ursprünglichen Jacquard-Handwebstühle. Im Parterre waren Empfang und Ankleideraum, Fertigung und Stickerei untergebracht. Den repräsentativ gestalteten herrschaftlichen Eingang benutzten Kunden, den schlichteren daneben nur Arbeitnehmer und Lieferanten.
Mit unternehmerischem Geschick weitete Hubert Gotzes sein Einzugsgebiet aus und konnte später auch in Chicago, Amerika Erfolge erzielen. Zwar brachte das 2. Vatikanische Konzil 1963-1965 mit den Bestimmungen bezüglich Schlichtheit der Gewänder empfindliche Einbußen, jedoch fing Erwin Maus (Nachfolger von Gotzes) dies mit verbessertem Service auf. Bis in die 1980iger Jahre wurden hier kostbare Gewebe immer noch auf Jacquard-Handwebstühlen hergestellt. Als der letzte Weber starb, wurde der Geschäftsbetrieb 1992 ganz eingestellt.