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In der Paramentenweberei der Firma Gotzes wurden Handwebstühle mit einer Jacquard-Einrichtung eingesetzt, um die sehr anspruchsvollen Muster der Seidenstoffe zu weben.

Bis zur Entwicklung des Lochkarten-Steuerungssystems durch den Webersohn Joseph-Marie Jacquard im Jahre 1805 musste ein Strippenzieher oben auf dem Webstuhl sitzen und die Kettfäden entsprechend dem jeweiligen Muster heben. Die für den Jacquard-Aufsatz erforderlichen Lochkarten konnten die Betriebe mittels handlichen Lochkartenmaschinen selbst herstellen. Bis heute können die Lochkartensätze benutzt werden, um die prachtvollen Muster teilweise datierend aus dem Mittelalter herzustellen. Zum Beispiel das Muster auf dem berühmten Elefantenstoff aus dem Schrein von Karl dem Großen oder die Arabesken-Musterung, die an die Ornamentmalerei in der Alhambra erinnert. Obwohl in der Vergangenheit solche prachtvollen Seidenstoffe auch im säkularen Bereich sehr beliebt waren, in der Paramentenweberei wurde die Musterung der Symbolsprache in der Christlichen Kirche angepasst.

Neben den Webern, Kartenschlägern und Gebildhandstickerinnen waren die Patroneure wichtige Mitarbeiter in der Paramentenweberei. Sie übertrugen im minutiösen Detail die Bilder und Muster der Zeichner auf Patronen als Vorbereitung für die Herstellung der Lochkarten.

Da Krefeld als Zentrum der Seidenproduktion in Deutschland bekannt war, gab es mehrere kleinen Webereien vor allem im Kronprinzenviertel der Stadt, die sich auf Paramentenweberei spezialisierten. Die Paramentenweberei Hubert Gotzes, jetzt als Museum Haus der Seidenkultur, ist das einzige noch existierende Beispiel.

 

  • Quelle: Haus derSeidenkultur